Stadt.Land.Fluss Text: Nadine Waldmann
Ein Vortrag über Künstler aus dem mainfränkischen Raum ist ein weites Feld und man könnte problemlos mehrere Tage darüber sprechen. Da ich den zeitlichen Rahmen nicht sprengen möchte, habe ich das Thema zeitlich und inhaltlich eingegrenzt. Ich habe mich auf drei Künstler des 20. Jahrhunderts beschränkt, die meiner Meinung nach exemplarisch einen Teil der großen Vielfalt des künstlerischen Schaffens in unserer Region widerspiegeln:
Albert Banska, Heiner Dikreiter und Joachim Schlotterbeck.
Albert Banska – Der Bescheidene
Banska war kein gebürtiger Würzburger, er kam am 12. April 1889 in Fischbach in der Oberpfalz zur Welt. Ihn zog es schon früh in die Welt hinaus. Nach seiner Lehre und kurzer Tätigkeit im keramischen Bereich, besuchte er ab 1910 die Königliche Kunstgewerbeschule in München. Dort unterwies ihn der Schweizer Max Bucherer in der Kunst des Holzschnitts.
Ab 1911 reiste er durch Italien, besuchte wiederholt Neapel und die Toskana, wohnte auch einige Zeit im schweizerischen Ascona und in einer Mühle im Tessin. Er fand Inspiration in den vielfältigen Landschaften und Naturschauspielen und durchlebte eine produktive, paradiesisch ungebundene Zeit, die selbst die ständige Geldnot nicht trüben konnte.
Das Idyll endete als Banska eingezogen wurde und bis 1918 unfreiwillig Soldat bleiben musste. In den letzten Kriegsmonaten verschlug es ihn nach Würzburg und er lernte dort seine Frau Anna kennen. Mit ihr zusammen bezog er eine Dachwohnung am Schmalzmarkt mit Blick auf den Marktplatz und die Marienkapelle.
Diese Wohnung avancierte schnell zu einem Treffpunkt für Künstler und Kunstinteressierte mit musealem Charakter. Banska arbeitete umgeben von alten Büchern, Drucken, Volkskunst, aber auch zeitgenössischer Grafik.
Viele schätzten die gemütliche Atmosphäre sowie die Gespräche mit dem überaus belesenen Künstler und genossen seine ruhige, besonnene Arbeitsweise. 1920 wurden seine Werke erstmals in Würzburg ausgestellt und fanden großen Anklang.
Als großer Glücksfall erwies sich die Entscheidung der Banskas sich zwischen Randersacker und Lindelberg anzusiedeln, denn so entkamen sie der Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945.
Angeregt durch seine Auslandsaufenthalte erschuf er sich dort aus riesigen Blöcken fränkischen Muschelkalks einen Steingarten – sein persönliches Paradies.
Dort widmete er sich weiterhin intensiv der Technik des Holzschnittes und entwickelte sein Können kontinuierlich weiter.
Stellte er in jungen Jahren noch überwiegend einfarbige Drucke her, so perfektionierte er im Laufe seines Lebens die Kunst des Farbholzschnittes.
Im Unterschied zum gewöhnlichen Holzschnitt unterscheiden sich Farbholzschnitte durch die Verwendung mehrerer Farben. Man fertigt dazu entweder mehrere Platten an, die jeweils einer bestimmten Farbe zugeordnet sind oder man nutzt nur eine Platte, auf der die Farben aufgetragen werden und ineinander verlaufen können.
Dieser sogenannte Irisdruck ist die Königsklasse des Farbholzschnittes. Banska beherrschte diesen meisterlich und verlieh seinen bevorzugten Sujets – Landschaften und Naturstudien – ihre fast aquarellartige Wirkung.
Oft fühlt man sich dabei an Kunst aus dem asiatischen Raum erinnert und dies ist sicher kein Zufall, den Banska interessierte sich Zeit seines Lebens für die Kunst und Weisheiten Asiens.
Anlässlich seines 65. Geburtstages fand in der Städtischen Galerie Würzburg eine Ausstellung zu Banskas Ehren statt, bei der deren Leiter Heiner Dikreiter dem Künstler noch viele Jahre erfolgreichen Schaffens wünschte. Dieser Wunsch erfüllte sich leider nicht und nur zwei Jahre später verstarb Albert Banska am 20. Februar 1957 kurz vor seinem 68. Geburtstag.
Heinrich Dikreiter – Der Konservative
Im Gegensatz zu dem eher zurückgezogen lebenden Banska, stand Heiner Dikreiter in der Öffentlichkeit und war neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch in vielen anderen Bereichen sehr aktiv.
Auch er war kein gebürtiger Würzburger, sondern kam am 28. Mai 1893 in Ludwigshafen zur Welt. Später zog die Familie nach Altenburg in Thüringen und Heinrich begann 1908 eine Lehre als Kaufmann. Parallel lernte er autodidaktisch zeichnen und hielt sich zeitweise in Berlin und Regensburg auf. Dort stellte er Zeichnungen aus und schrieb Gedichte. Er lebte von 40 Mark im Monat, die er bei Kleinaufträgen einer Zeitung verdiente und den Brühwürfeln, die sein Dichterfreund Georg Britting von zu Hause mitbrachte.
1913 zieht die Familie nach Würzburg, Dikreiter wird eingezogen und 1916 aufgrund mehrerer Verwundungen als dienstuntauglich entlassen. Mithilfe seiner Kriegsrente finanzierte er bis 1918 sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste bei Professor Peter von Halm in München. Noch während seines Studiums heiratete er die Kaufmannstochter Hannah Flurschütz.
In den folgenden Jahren gründete er die „Vereinigung unterfränkischer Künstler und Kunsthandwerker“ kurz „VuKuK“ mit, unterrichtete an der Würzburger Kunst- und Handwerkerschule Freihand- und Aktzeichnen und trat der „Hätzfelder Flößerzunft“ bei, der er später über 40 Jahre bis zu seinem Tod auch vorsitzen sollte.
Er organisierte Ausstellungen, unter anderem 1930 in der Schrannenhalle mit dem „Fränkischen“ verbundenen Künstlern wie Max Slevogt, Hans und Ferdinand Spiegel, Ernst Ludwig Kirchner, den Brüdern Schiestl und Emy Roeder. Darüber hinaus war er journalistisch und schriftstellerisch tätig. Nach nur 7 Jahren Ehe verstarb seine Frau 1924 und er heiratete 3 Jahre später die erst 19jährige Fridl Landgraf
Bereits 1934 trat er der NSDAP bei, war Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und der Reichskammer der bildenden Künste, darüber hinaus fertigte er Illustrationen für das Frontmagazin „Unsere Feldpost“ an.
1941 erhielt er den Auftrag die von der „VuKuK“ bereits seit den 1920er Jahren geforderte Städtische Galerie aufzubauen. Dieser Aufbau einer Sammlung mainfränkischer Kunst wurde von den Nationalsozialisten als „Anteil Mainfrankens am großdeutschen Kunstschaffen“ ideologisiert. Dikreiter passte sich während der Zeit des Nationalsozialismus an diese Ideologie an. Er kaufte aus Nachlässen, bei Kunsthändlern und arbeitete dabei unter anderem mit der Galerie Gurlitt zusammen. 1946 – noch vor seiner Entnazifizierung – wurde er zum Direktor der Städtischen Galerie ernannt. 1952 wurde er in diesem Amt offiziell bestätigt und blieb bis zu seinem Tod in dieser Position.
In nur wenigen Jahren vermochte Dikreiter durch seinen Spürsinn und sein großes Netzwerk eine veritable Sammlung von Gemälden, Plastiken und Grafiken von Kunstschaffenden, die in Mainfranken geboren, ansässig oder auch nur vorübergehend agierten – und seinem persönlichen Geschmack entsprachen – zusammenzutragen.
Bedauerlicherweise schätzte er auch nach dem Krieg noch Künstler, die während des NS-Regimes große Popularität genossen und zum Teil auf Hitlers „Gottbegnadeten-Liste“ standen. Darunter der Marktheidenfelder Hermann Gradl, dessen Werke Dikreiter noch 1955 ausstellte und einen Teil seines Nachlasses erhielt. Insgesamt kaufte Dikreiter bis zu seinem Tod um die 100 Gemälde, 2000 Grafiken und gut 60 Plastiken von Künstlern der NS-Zeit an. Werke des Expressionismus oder des Blauen Reiters befand er hingegen nicht für sammlungswürdig, obwohl beispielsweise Ernst Ludwig Kirchner, August Macke und Franz Marc durchaus auch Verbindungen zum mainfränkischen Raum hatten.
Er nahm allerdings Kontakt zu Emy Roeder auf und erreichte, dass ihr Nachlass nach Würzburg gelangte und so zumindest einige Arbeiten der Moderne Einzug in die Sammlung hielten.
1948 gehörte er zu den Mitgründern der „Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte“ deren Ziele es waren – und immer noch sind – die Kunst und Geschichte der näheren und weiteren Heimat zu erforschen, Verständnis für diese zu wecken, Kulturdenkmäler zu schützen sowie lebende Künstler und Wissenschaftler zu unterstützen.
1954 erschien sein Hauptwerk „Kunst und Künstler in Mainfranken“, das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit, in dem er akribisch 160 Biographien zusammentrug, darunter auch wenig bekannte oder bedeutende Künstler. Vertreter moderner und abstrakter Strömungen, sucht man auch darin vergebens.
Den Einzug der von ihm zusammengetragenen Sammlung in das spätklassizistische Gebäude am Paradeplatz im Jahr 1970 sollte er nicht mehr miterleben. Dikreiter stirbt bereits am 13. Mai 1966, sein Nachlass gelangt in die Städtische Galerie.
Neben seinen vielen Ämtern, Vereinstätigkeiten und Forschungs- und Lehrarbeiten war Dikreiter auch selbst zeitlebens künstlerisch tätig. Seine bevorzugten Sujets waren Landschaft, Städtebilder und Porträts.
Er begann seinen künstlerischen Weg als Grafiker, geprägt durch den späten Jugendstil, der zum Expressionismus überleiten sollte. Dikreiter verfolgte aber weniger den ornamental-dekorativen Zug des Jugendstils, sondern kultivierte einen vereinfachenden und kräftigen Ausdruck. Auch folgte er nicht der Strömung hin zum Expressionismus, sondern wandte sich eher einer am Naturvorbild orientierten realistischen Ausdrucksform mit Anleihen an den Impressionismus zu. Im Gegensatz zum französischen Impressionismus bevorzugte er eine eher gedämpfte Farbpalette aus Grau- und Erdtönen.
Er beschränkte sich auf das Wesentliche, verzichtete auf Überflüssiges, um das Charakteristische und Unverwechselbare zu betonen. Aus diesen Gründen war er als Karikaturist und Porträtist sehr erfolgreich. War Dikreiter anfänglich noch offen für aktuelle Kunstentwicklungen, so schottete er sich zunehmend von modernen Einflüssen ab.
Für ihn selbst war Kunst solides Handwerk: Beherrschung des Körpers, der Zeichnung, innerste Berufung und unermüdlich harte Arbeit vor dem Modell. Er wollte nie „richtungsnachahmend“ sein und war der Auffassung, dass die als „altmodisch-bequem“ Verpönten im kleinen Finger mehr an Können haben, als ein Dutzend „Abstrakter“ in allen ihren Händen. Er fühlte sich Künstlern verbunden, die eine ähnliche an der menschlichen Figur oder der Natur orientierte Kunstauffassung vertraten, wie beispielsweise Wilhelm Leibl und dessen Kreis.
Joachim Schlotterbeck – Der Kosmopolit
Der nächste Künstler steht in auffälligem Kontrast zu Heiner Dikreiter und war alles andere als konservativ, traditionell oder rückwärts gewandt.
Joachim Schlotterbeck wurde am 12. August 1926 in Würzburg geboren. Er entstammte einer kunstaffinen Familie: sein Vater sammelte Zinn und Fayencen, seine Mutter Porzellan. In der Wohnung hingen zudem viele Bilder fränkischer Künstler, unter anderem von Dikreiter. Er begann bereits mit 10 Jahren Käfer und Mineralien zu sammeln. Das Sammeln sollte auch Zeit seines Lebens seine Leidenschaft bleiben.
Versuche ihn beim Ballett unterzubringen scheiterten, da ihn die anderen Kinder störten und er aufsässig und störrisch wurde. Auch der Geigenunterricht war nicht von Erfolg gekrönt, da Schlotterbeck viel mehr an den Inhalt der Vitrinen seines Geigenlehrers, als am Erlernen des Streichinstrumentes interessiert war.
Mit 11 Jahren wurde er nach Marktbreit auf ein der Ideologie der Nationalsozialisten sehr nahestehendes Internat geschickt. Sein Vater war der Meinung, dass es dem Jungen an Disziplin fehle und die Großmutter ihn durch ihre täglichen Cafébesuche mit Eis- und Tortenschlemmerei zu sehr verwöhne. Schlotterbeck fühlte sich dort von Anfang an unwohl, vor allem den täglichen Sportunterricht setzte ihm zu. Positiv empfand er hingegen den Zeichen- und Malunterricht bei einem Lehrer, der die Nationalsozialisten ablehnte.
Anfangs kopierte er nur, z.B. Dürers Rasenstück, später malte er auch Blumen nach der Natur. Diese sollten auch später eines seiner bevorzugten Sujets bleiben. Leider sind diese Frühwerke 1945 alle verbrannt.
Mit 16 verließ er das Internat, schaffte es, der Hitlerjugend zu entgehen, wurde aber mit 18 eingezogen. Allerdings „warf er das Gewehr weg“ und wurde deshalb fast vor das Kriegsgericht gestellt. Genaueres war dazu nicht herauszufinden, generell sprach er nicht gerne über dieses Vorkommnis.
1943 lernte Schlotterbeck bei einem Spaziergang zur Frankenwarte die Malerin Gertraud von Rostosky kennen, wurde ihr Schüler und lebte später auch auf ihrem „Gut zur Neuen Welt“. Fünf Jahre später stellte er erstmals im Rathaus von Sommerhausen aus.
Auf Wunsch seines Vaters besuchte er anschließend von 1949 bis 1951 die Akademie der Bildenden Künste in München. Er studierte bei den Professoren Joseph Oberberger und Emil Preetorius Bühnenbild und Kostüm. Diese weckten auch sein Interesse für Kunst aus dem ostasiatischen Raum.
Nach dem Tod Rostoskys 1959 lebte er noch ein Jahr auf ihrem Gut und bekam anschließend von der Stadtverwaltung Räume im Falkenhof vermittelt.
1970 bot ihm die Stadt den dritten Stock des Falkenhauses als Domizil an. Das Falkenhaus sollte daraufhin fast 30 Jahre seine Lebensmittelpunkt mit musealem Charakter bleiben.
Laut eigener Aussage gab es nur drei Dinge, die er nicht sammelte: Briefmarken, Münzen und Waffen. Ansonsten aber so ziemlich alles und zwar kultur- und epochenübergreifend: Plastiken, altes Kunsthandwerk, Glaskugeln, Ringe, Gemälde, afrikanische und asiatische Kunst, chinesisches Porzellan etc.
Die Grenzen zwischen „hoher“ und „niederer“ Kunst waren für ihn fließend, ihm ging es nicht um herausragende Einzelstücke, sondern um eine vielfältige Zusammenstellung unterschiedlicher künstlerischer Ausdrucksweisen. Man fand bei ihm sowohl ganze Räume, die im Stil einer bestimmten Epoche eingerichtet waren, etwa sein Napoleon-Zimmer mit einem Bett in dem der Korse angeblich eine Nacht verbrachte, aber auch Arbeiten von Kleinmeistern, die nie überregional bedeutend waren. Er sammelte aus Leidenschaft, weil er es liebte von schönen Dingen umgeben zu leben. Darin und mit seiner Vorliebe für gutes Essen und edlen Wein sowie extravaganter Kleidung drückte er zeitlebens seinen kosmopolitischen und mondänen Lebensstil aus.
Da Würzburg laut eigener Aussage „halt so gar nicht mondän“ war, waren Reisen und längere Auslandsaufenthalte für ihn essentiell. Von seinen Aufenthalten in Libyen, Sri Lanka, Marokko und vielen anderen Ländern kehrte er doch immer wieder gerne nach Würzburg zurück „um seine Sammlungen anzuschauen“, die er mit seinen Reisemitbringseln stetig erweiterte.
Mindestens drei Monate im Jahr verbrachte er in Gesellschaft zahlreicher Katzen in seinem Haus in Sizilien, in der Nähe von Taormina. Schlotterbeck besaß nie einen Führerschein, aber durch seinen großen Freundeskreis fand er immer bereitwillige Chaffeure, die in bei seinen Touren über Flohmärkte, zu Antiquitätengeschäften und sogar zu seinem Feriendomizil in Italien fuhren. Diese Fahrten gestalteten sich häufig abenteuerlich, da bei Hungergefühlen Schlotterbecks egal zu welcher Uhrzeit unverzüglich Lokale aufzusuchen waren. Darüber hinaus bestand er immer darauf, direkt bis vor die Tür seines Zieles gefahren zu werden und nötigte dabei seine Fahrer, Verkehrsregeln bezüglich Fußgängerzonen, Einbahnstraßen und Halteverboten mehr als großzügig zu interpretieren bzw. gänzlich zu ignorieren. Seine Freigiebigkeit und sein liebenswürdiges Wesen ließen diese Extravaganzen aber meist schnell wieder vergessen.
Seine Lebensart spiegelte sich auch in seiner Kunst wider. Angeregt durch Museumsbesuche entwickelte er bereits im Kindesalter künstlerische Ambitionen und überraschte seine Eltern mit Kostümzeichnungen des Biedermeier.
Die Zeit des Barocks, des Rokoko und des 19. Jahrhunderts standen ihm näher als die Gegenwart und sollten ihn sein ganzes Leben begeistern.
Nach dem Zeichenunterricht im Marktheidenfelder Internat begann er als Jugendlicher viel mit Zeichenblock und Staffelei durch seine fränkische Heimat zu streifen und seine Impressionen der dörflichen Kirchen, Stuben oder Ställe festzuhalten. An seiner Lehrmeisterin Gertraud Rostosky faszinierte ihn nicht nur deren künstlerische Lebensführung und weltoffenes Haus, sondern auch ihr impressionistischer Stil und ihre feine Farbgebung.
Die zahlreichen Reisen in den Süden brachten Helligkeit in seine Farbpalette und eine gewisse Flüchtigkeit in seine Formgebung. Generell vermittelte Schlotterbeck nie den Eindruck, dass er um ein Motiv oder eine Komposition kämpfen musste. Bevorzugt malte er Stillleben, Landschaften und Porträts. Letztere entstanden aber nicht in langwierigen Sitzungen, sondern in einer Art südländischen Beiläufigkeit.
Ähnlich verhält es sich mit seinen unzähligen Darstellungen von Blumenarrangements: diese leben förmlich von der ihren freien Farben und Formen, auch wenn die Farbgebung mit fortschreitendem Alter etwas verhaltener werden sollte.
Schlotterbeck empfand großes Vergnügen immer wieder Neues auszuprobieren.
So experimentierte er in den 1950er mit abstrakter Malerei und den 1960er und 1970er Jahren mit Collagen und Hinterglasbildern.
Sobald er allerdings den Eindruck hatte, dass ihm dabei das Besondere und Charakteristische verloren ging, wandte er sich wieder anderen Dingen zu.
Neben seinen heiter-gelösten Zügen hatte er aber auch eine nachdenkliche und in sich gekehrte Ader, die sich beispielsweise in seinem Buch „Morgen ist auch noch ein Tag“ niederschlug. Darin versammelte er selbst erfundene Geschichten und lokale Erzählungen aus der Süditalien, die häufig einen sehr düsteren, teilweise morbiden Charakter haben (Giftmorde, unglückliche Lieben, Geister etc.).
1998 bezog er ein Penthouse in der Plattnerstraße. Sieben Jahre später blieb nach einem Schlaganfall eine Körperhälfte gelähmt, er wurde pflegebedürftig und konnte weder malen noch nach Italien reisen. Am 16. März 2007 verstarb Joachim Schlotterbeck in seiner Würzburger Wohnung.
Abschließend kann man mit Sicherheit sagen, dass Schlotterbecks Wesen und Kunst Würzburg bunter und um einige Anekdoten reicher gemacht hat.
Wie eingangs erwähnt wären Ausführungen über Kunstschaffende aus dem mainfränkischen Raum noch beliebig erweiterbar etwa um Wolfgang Lenz, Curd Lessig, Josef Versl, Bruno Braun, Rita Kuhn und viele andere.
Aus Zeitgründen ist das in diesem Rahmen heute leider nicht möglich.