Lithographie
Emaille
von Nadine Waldmann
Mel Ramos wurde am 24. Juli 1935 im kalifornischen Sacramento als Sohn portugiesischer Einwanderer geboren. Er zählt zu den bedeutenden Vertretern der Pop Art.
Was ist Pop Art?
Pop Art ist die Abkürzung von Popular Art, also eine Kunst, die im Gegensatz zur betont intellektuellen abstrakten Kunst steht. Sie wendet sich dem Trivialen zu und fordert absolute Realität. Alle Elemente müssen rein und definierbar und klar umrissen sein, deshalb verwenden einige Künstler schwarze Linien, sogenannte Outlines, wie bei Comicheften. Ein weiteres Charakteristikum ist die häufig plakative Wirkung, also eine fehlende Tiefe und flächige Gestaltung. Das Farbspektrum beschränkt sich häufig auf unbunte und Primärfarben. Zwei Grundhaltungen. Anfängliche Begeisterung über den wiedererlangten Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg und damit verbundene Konsumgesellschaft. Später kritische Haltung aufgrund von Vietnamkrieg, Ermordung Kennedys, Rassenunruhen, Drogenkonsum, die Verwundbarkeit der scheinbar perfekten Wohlstandsgesellschaft aufzeigten.
Wichtige Vertreter: Andy Warhol (Werbegrafiker), Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann
Mit circa 15 sah Ramos „Weiche Konstruktion mit gekochten Bohnen (Vorahnung des Bürgerkrieges) von Salvador Dali und beschloss auch Künstler zu werden.
Er gestaltete schon in der High School Plakate für das Basketball-Team. Interessierte sich auch schon für Typographie und eignete sich autodidaktisches Wissen an, das später in seiner Kunst immer wieder auftaucht.
Ab 19 studierte er Kunst am Sacramento Junior College, am San Jose State College und an der California State University. Ein Jahr später, noch während des Studiums, heiratete er seine Jugendliebe. Lolita Alice Helmers, genannt Leta, ist selbst Künstlerin und Model.
War ein Schüler von Wayne Thiebaud, der sich vom damals vorherrschenden Abstrakten Expressionismus absetzen wollte. Malte ab 1961 Bilder von Hamburger, Torten, Muffins etc.
Ramos malte anfangs auch bewusst im Stile von Nathan Oliveira, der ebenfalls von portugiesischen Einwanderern abstammte. Menschliche Figuren und Portraits mit dick aufgetragenen Ölfarben und groben Pinselstrichen.
Dann kam es zur Wende in seinen Arbeiten. Ramos beschloss nicht mehr Menschen zu malen, die er kannte, sondern die mit denen er groß wurde und bewunderte. Er wendete sich den Bildwelten der Comichefte zu, ähnlich wie es Lichtenstein bereits tat. Sein erstes Motiv war Superman und damit wurde auch seine Farbpalette greller und reiner. Es folgten dann auch weibliche Superheldinnen.
Über Pin up-Girls nach Postkarten von Earl Moran und Zeichnungen von George Petty und Alberto Vargas und typische Werbearrangements mit aufreizenden Frauen zur Verkaufssteigerung gelangte er zum zentralen Thema seines Schaffens: Commercial Pin ups.
Dumonts Künstlerlexikon umschrieb diese Arbeiten folgendermaßen: „In vulgär-vitaler Pose auf gemalten Warenartikeln drapierte und damit die triviale Glamourgestik einer Werbemasche parodierte, die die Kauflust mit sexuellen Reizen schürt.“ Sie sollten für Jahrzehnte sein Markenzeichen bleiben. Ihn reizt es besonders Sehgewohnheiten aufzubrechen, deshalb sind die Produkte oft überdimensioniert im Vergleich zu den Frauen. Oft setzte er den Frauen auch die Köpfe von Berühmtheiten wie Liz Taylor oder Ursula Andress auf.
Bereits 1964, 10 Jahre nach Beginn seines Studiums, war er regelmäßig auf Einzel- und Gruppenausstellungen in den USA und Europa zu sehen. Arbeiten von ihm fanden Eingang in die Sammlungen des New Yorker MOMA, die Albertina in Wien und das Guggenheim Museum.
Wurde für seine freizügigen Darstellungen aber auch immer wieder kritisiert, anfangs von der konservativen, später von der feministischen Seite.
Seine „Animal Paintings“ aus der Zeit zwischen1964 und 1971 sorgten auch für Aufruhr. In Anlehnung an antike Motive wie Zeus und Europa oder Leda und der Schwan malte er provozierende Frauengestalten, die mit Tieren agieren. Die Bilder sind jeweils nach dem dargestellten Tier benannt, die Frauen wirken eher wie nebensächliche Deko. Dennoch blicken diese den Betrachter selbstbewusst an und agieren aktiver. Auch hier spielt Ramos mit den Größenverhältnissen, Tiere schrumpfen teils auf mittelgroße Kuscheltiergröße. Als diese in Köln gezeigt wurden, schritt sogar die Polizei ein und verhängte die Bilder.
Er selbst äußerte sich bezüglich der Kritik folgendermaßen: „Ich achte darauf, dass meine Bilder „geschmackvoll“ und nicht allzu erotisch sind, dass sie immer einen Anflug von Humor haben. Entweder versteht man, was gemeint ist, oder eben nicht.“
Ab 1972 arbeitete er an der Serie „A Salute to Art History“. Er ehrte damit seine Vorbilder und Inspirationsquellen. Das waren vor allem die Meister der 18. und 19. Jahrhunderts wie Ingres oder Manet. Ramos übersetzt diese in seinen eigenen Stil und seine Gegenwart. Er bezeichnet es als „Saubermachen des Porträts“ und sagt „Die Bilder sind die gleichen, ich habe nur die Patina entfernt.“ Er ersetzt Modelle durch Pin ups mit „Updates“ wie neue Attribute, Bikinistreifen etc.
In den 1980ern widmete er sich bisher für ihn unerforschten Terrain: Selbstporträts und Landschaften. Auch wendete er sich vermehrt der Zeichnung zu, um so den kreativen Schaffensprozess zu veranschaulichen.
Ähnlich verhält es sich mit seinen „UnfinishedPaintings“. Die in klassischen Posen, halb gemalten, halb gezeichneten Figuren erwecken einen unfertigen Eindruck, dokumentieren den Schaffensprozess und verbeugen sich zugleich vor seinen Vorbildern aus der Kunstgeschichte.
In den „Lost Paintingsof 1965“ überarbeitete er Themen und Stile aus vergangenen Arbeitsphasen nochmals.
Ab 2000 stand die griechische Mythologie im Mittelpunkt seines Schaffens.
Er unternahm auch Ausflüge in die Bildhauerei und führte seine Arbeiten so in die Dreidimensionaliät.
Er verstirbt am 14. Oktober in Oakland, Kalifornien.
Bei aller Vielfalt seines Schaffens ist eines den Werken gemein. Ramos möchte nicht, dass der Betrachter gedankenschwer vor seinen Arbeiten steht und überlegt, was der Künstler wohl sagen will. Er greift auf bekannte Motive zurück und schafft es dabei dennoch vertraute Sehgewohnheiten aufzubrechen. Durch seine absurde Kombination von Bildelementen und seinem Spiel mit Illusionen schenkt er dem Betrachter eine Pause von der Normalität