Der bekannte Karikaturist, Zeichner, Illustrator und Grafiker Paul Flora wurde vor knapp 100 Jahren am 29. Juni 1922 im beschaulichen Glurns in Südtirol geboren. Zählt mit nur 905 Einwohnern zu den kleinsten Städten in den Alpen.
Glurns
Der Ort im Vinschgau wurde unter anderem bekannt, weil vor 500 Jahren die lokal ansässigen Mäuse wegen verursachter Feldschäden angeklagt wurden.
Diese kamen der Vorladung allerdings nicht nach und erschienen nicht bei Gericht. Sie wurden für schuldunfähig befunden und verurteilt den Ort zu verlassen. Hierbei wurden ihnen Geleitschutz gegen ihre natürlichen Feinde wie Hunde oder Katzen gewährt. Zusätzlich galt eine Ausnahmeregelung für werdende Mütter, diese bekamen eine Zusatzfrist bis 14 Tage nach der Niederkunft. Noch heute kann man im Andenken an das Verfahren in einer ortsansässigen Konditorei „Glurnser Mäuse“ in Schokolade mit Marzipanfüllung kaufen.
Kindheit und Jugend
Er selbst schilderte seine Kindheit, dass er inmitten von sechs Geschwistern aufwuchs, eher hastig und beiläufig erzogen wurde, ein schwieriges Kind war und mehrere interessante Komplexe bekam, welche seither seine Geschäftsgrundlage bilden.
Als Paul Flora 5 Jahre alt ist, zieht die Familie nach Innsbruck um. Sein künstlerisches Talent wurde bereits früh erkannt und durch einen Zeichenlehrer gefördert.
Mit 14 entdeckt er Alfred Kubin für sich und wird eine lebenslange Verbundenheit zu diesem Künstler und seinen Arbeiten pflegen. Dessen Bildwelt, die ihm aus regionalen Gründen vertraut war, inspirierte Flora und fortan bevölkerten auch seine Werke Geister, Gehenkte und Mordfälle. Darüber hinaus begeisterte die Literatur Rilkes sowie „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann.
Sein Zeichenlehrer brachte ihn zu dem renommierten Porträtmaler Max von Esterle, der einen Aktzeichenkurs an der Uni Innsbruck gab. Paul Flora war damals noch junger Gymnasiast und dementsprechend war seine Teilnahme eine große Affäre und bedurfte einer schriftlichen Bestätigung der Eltern diese „sittliche Gefährdung“ zuzulassen.
Studium/Krieg
Nach dem Abitur/Matura 1942 ging er nach München und wurde ohne Aufnahmeprüfung nur durch Vorlage seiner Zeichnungen an der Akademie der Bildenden Künste aufgenommen.
Bei einer Wohnungsbesichtigung sah er auf dem Tisch der Vermieterin den Roman „Die andere Seite“ von Alfred Kubin liegen. Nach einem kurzen Gespräch entpuppte sich diese als Cousine Kubins und Flora zog dort ein.
In München war er laut eigener Aussage eher faul, ließ sich treiben und fühlte sich wie in einem Wartesaal. Er sah die Akademie kaum von innen, konnte nichts beginnen und wollte eher das „Ende des Schreckens“, gemeint ist der Zweite Weltkrieg, abwarten. Seine einzige Anregung war die Kunsthandlung Gauss mit Büchern und Drucken, die heimlich aus Paris beschafft wurden. So konnte er sich an Arbeiten von Kokoschka, Matisse, Klee und Picasso erfreuen.
Er verdiente sich etwas Geld dazu, indem er Zeichnungen für die Zeitschrift das Familien-ABC fertigte und mit 5 Mark pro Arbeit entlohnt wurde.
1944 wurde er in die Wehrmacht einberufen und leistete Kriegsdienst in Italien, Ungarn und der Slowakei. Er kam allerdings relativ glimpflich davon. Das einzige Wesen, das er während des Krieges tötete, war eine Kuh, die durch den Schlachtlärm verrückt geworden war. Nach einer kurzen Zeit in amerikanischer Kriegsgefangenschaft kehrte er 1945 nach Innsbruck zurück.
Karriere
Bereits im November desselben Jahres fand seine erste Ausstellung in Bern statt.
Im gleichen Jahr erhielt er eine Stellung als Beamter. Er sollte ein Kulturbüro leiten und sagte dazu selbst: „Kein Mensch, geschweige denn ich, hatte eine Ahnung, was ich überhaupt tun sollte.“ Scheinbar hat er es auch nie herausgefunden und daher schon drei Monate später seinen Dienst wieder quittiert.
Ein persönliches Highlight der Nachkriegszeit für Flora war, die persönliche Bekanntschaft und später Freundschaft zu dem von ihm bewunderten Alfred Kubin, die bis zu dessen Tod im Jahr 1959 anhielt.
Ab 1949 wird er Mitarbeiter bei der Münchner „Neuen Zeitung“. Und das sollte nur der Anfang seiner Karriere als einer der beliebtesten Zeichenkünstler im deutschsprachigen Raum werden. Er arbeitete außerdem für „Die Zeit“, den “Observer“, die „Times“ und verschiedene andere internationale Blätter, da seine Zeichnungen und Karikaturen unabhängig von Sprachen verstanden werden konnten.
Bei dem Züricher Diogenes Verlag bringt Flora eigene Bücher heraus, illustriert aber auch Bücher anderer Autoren, wie zum Beispiel Erich Kästner, der den Glurnser auch als „Bilderschriftsteller“ bezeichnete.
Seiner ersten Einzelausstellung in Bern 1945 sollten noch zahlreiche andere folgen, unter anderem in der Galerie Gurlitt in München, im Ferdinandeum in Innsbruck, bei der Biennale in Venedig oder der Münchner Akademie der Schönen Künste. Von 1964 bis 1992 kuratierte er Ausstellungen für die Städtische Taxis-Galerie in Innsbruck.
Darüber hinaus entwarf der überaus produktive Künstler auch Bühnenbilder für das Wiener Akademietheater oder das Schauspielhaus in Hamburg, Briefmarken, Geschirr, Briefbeschwerer, Weinetiketten, Telefonkarten für die österreichische Post, Logos für Vereine und bemalte Kachelöfen.
Noch an seinem Todestag, dem 15. Mai 2009, soll er an einer Zeichnung gearbeitet haben. So wundert es nicht, dass sein umfangreiches Werk aktuell niemand überblickt und es bisher kein Werkverzeichnis seiner zahlreichen unnummerierten Zeichnungen gibt. Flora blieb bei allem Erfolg bodenständig und seiner Heimat verhaftet. So verkaufte er seine Zeichnungen regelmäßig auf dem Markt in Glurns und war stolz darauf, dass seine Zeichnungen nicht nur in Museen, sondern auch in abertausenden Wohnzimmern „einfacher Menschen“ hingen.
Er selbst beschrieb sich und sein Arbeiten sehr bescheiden: „Ein besonders engagierter Mensch bin ich nicht. Mir kommt es hauptsächlich darauf an, möglichst gute Zeichnungen zu machen, mich bei der Arbeit an diesen zu amüsieren und dafür womöglich noch bezahlt zu werden.“
Stil und Motive
Flora wurde einmal in einem Interview nach drei Dingen gefragt, die er mag.
Seine Antwort lautete: „Provinz, Oktober und Trompete blasen“.
Diese Aussage charakterisiert trotz ihrer Kürze dennoch die beiden Pole, die in Floras Schaffen immer präsent sind: In schweren dunklen Szenarien blitzt häufig ein Funken Humor oder Ironie auf, während vermeintlich heitere Darstellungen häufig auch einen melancholisch-schwermütigen Zug aufweisen.
Die Bildwelt Paul Floras zeichnet sich durch einen Reichtum an Phantasie und Facetten aus.
Wie ein roter Faden zieht sich seine Vorliebe für das Mysteriöse, Skurrile und etwas Abseitige durch sein Oeuvre. Die Bewunderung für Alfred Kubin scheint immer wieder durch.
Die Nacht ist bei ihm präsenter als der Tag, Bäume sind häufig vom Wind gebeutelt und blätterlos und oft verteufelte Tiere wie Ratten, Fledermäuse, Raben oder schwarze Katzen huschen in diesen Szenarien umher.
Venedig mit seinem morbiden Charme des drohenden Verfalls beschäftigte Flora immer wieder in seinen Arbeiten.
Er bezeichnete die Lagunenstadt als Ort, wo man nie zu spät kommt, denn alles bleibt gleich, obwohl es immer ein bisschen mehr verfällt.
Er porträtiert auch Venedig in seinem markanten Stil. Zum einen die düstere Seite der Stelzenstadt mit nächtlicher Lagune und den fast schon bedrohlich wirkenden Schatten der Palazzi, gleichzeitig tauscht er augenzwinkernd die als friedfertig geltenden Tauben auf der Piazza San Marco mit einer Horde schwarzer Raben aus.
Paul Flora war trotz internationaler Bekanntheit – und das bereits vor Social Media – sehr mit seiner Heimat Tirol verbunden. Dennoch stand er gewissen Tiroler Eigenheiten bzw. Traditionen reserviert gegenüber. Obwohl er die Gabe des „bösen Blicks“ auf die Welt hatte und er das oft Verlachenswerte in seinen Zeichnungen festhielt, tat er dies nie mit Bösartigkeit, sondern mit subtilem Humor. Selbst der dumpfeste Tiroler Schütze wie bei Flora zum Original.
Ein Vogel, der in Tirol, aber auch über den restlichen Erdball verbreitet ist – der Rabe – war eines der Lieblingsmotive des Künstlers. Unzählige Male zählte er die zu Unrecht verrufenen überaus intelligenten Tiere dar.
Sogar seinen Grabstein zieren zwei der schwarzen Rabenvögel.
Der Münchner Künstler ist ein Meister der detaillierten Zeichnung und hat sich insbesondere durch seine einzigartigen Stadtansichten international einen Namen gemacht. Seine Werke wurden seit den 1990er Jahren weltweit ausgestellt, u.a. in Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, USA und Japan.Der Münchner, USA und Japan.
Charakteristisch für Befeleins Werke ist das „non-finito“: Einzelne Partien bleiben skizzenhaft und laufen ins Leere aus, während andere durch ihren Detailreichtum und ihre minutiöse Ausarbeitung faszinieren. Befeleins Vorliebe gilt den Farben Orangerot, Indischgelb und einem leuchtenden Blau, die er sehr gezielt einsetzt, um den Brennpunkt seiner Kompositionen zu verstärken. Er komplettiert seine Bilder durch intuitiv gesetzte Chiffren, scheinbare Konstruktionslinien und Buchstaben oder Zahlen. So gelingt es ihm, eine große Lebendigkeit seiner dargestellten Motive zu erreichen, seien es Stadtansichten, Tiere, Pflanzen oder Menschen. Selbst seine Stillleben wirken wie Momentaufnahmen, haben etwas Leichtes in ihrer vermeintlich willkürlichen Anordnung und scheinen sich im nächsten Augenblick schon wieder zu verändern.
Alexander Befelein wurde 1952 in Bremen geboren, wuchs in Nürnberg auf und zog 1971 nach München, um dort Kunst zu studieren. An sein Studium schloss er einen einjährigen Arbeitsaufenthalt in Nizza an und ist seither ausschließlich als Künstler tätig. Seine Malreisen führten ihn um die ganze Welt von den USA und Mexiko über Indonesien und Thailand bis hin nach Ägypten, Marokko, Russland, Skandinavien und England. Heute lebt und arbeitet er in München und in Italien.
Meine Reise mit der Kunst begann als Kind. Im Alter von vier Jahren, als wir auf Gibraltar lebten, brachte mich meine Mutter einmal zum Kindergarten. Das wollte ich aber nicht. Als keiner schaute, bin ich abgehauen und ihr nach Hause gefolgt. Daraufhin beschloss man, dass ich am besten zu Hause bleiben sollte. Man setzte mich an den Küchentisch und gab mir Buntstifte und Malkreiden. Als ich heranwuchs sagten mir Bilderbücher mehr als Bücher mit Texten. Ich malte und malte ab was ich sah, meist wenn die Familie Fernsehen schaute: die Pflanzen meiner Mutter, unseren Hund, einfach alles, auch männliche und weibliche Körper nach Katalogabbildungen. Das war für mich wie das Zeichnen von Abgüssen antiker Meister. Ich experimentierte mit Wasserfarben, versuchte die Farben der Prä-Raffaeliten mit etwas Surrealem zu verbinden, das von Liedern und Videos von Bands wie Visage beeinflusst war. Meine Kunstlehrerin an der Schule gab mir die Freiheit zu malen und zu zeichnen, was ich wollte, es einfach einmal zu machen. Sie zeigte mir die Prä-Raffaeliten oder Milets Ophelia: Ein hervorragender Pinselstrich in all dem Blätterwerk, auch all die Vergrößerungen. Sie zeigte mir auch Vincent und seine Zeichnungen und Bilder. In jener Zeit entdeckte ich dann für mich auch Picasso, Constable und die Ölmalerei. Ich hatte mich verliebt: Ölmalerei schien mir Fehler leichter zu vergeben, schien mir unmittelbarer und direkter als Zeichnen. Ich entdeckte Constables Weymouth Bay, seine im Freien angefertigten Ölskizzen und Aquarellbilder des Himmels. Von Picasso übernahm ich den Raum und die Illusion des Raumes, und seine Linienführung. Dann ging ich zwei Jahre auf die Kunsthochschule, in einen Grundkurs über Kunst und Design. Das war an in Shelley Park, einst das Heim von Mary Shelley. Das erste Jahr studierte ich Farbtheorie, Zeichnen, 3D-Kunst, Drucken, Fotografie und noch viel mehr. Als ich Malerei in meinem zweiten Jahr dort wählte, wuchs ich, ohne dass ich es merkte, mit den Aufgaben. Ich brach mit den Einschränkungen, die mir Kurse und Lehrkräfte auferlegten. Einen Kurs zum Bauhaus empfand ich als mich beengend, mich zerquetschend. Genauso ging’s mir mit der Farbtheorie von Alan und den Zeichenkursen von Howard. Die Freiheit war dahin, ich würde wohl nicht geformt werden. Oder doch? Das Zeichnen ist immer noch das Grundgerüst meiner Malerei. Wo immer ich auch hinschaue, sehe ich Aufbau, Formen, vertikale Linien, die horizontale durchschneiden. Wenn ich male, ist jeder Farbfleck ein Augenblick, der in Farbe eingefangen wurde. Ein Gemälde besteht aus vielen solchen Augenblicken. Manchmal dauern diese Augenblicke eine Stunde, z.B. in der Plein Air Klasse, manchmal dauern sie länger, einen Tag. Eine Serie von ehrlichen Farbflecken ist mein Vokabular. Cadmium, Hellgelb, Ocker, Ultramarinblau, Cobaltblau und reines Rot, damit buchstabiere ich meine Bilder. Ich zeichne und male praktisch jeden Tag, habe mein Moleskine-Taschenskizzenbuch und einen Bleistift immer in der Tasche. Ich reduzierte meine Malsachen so, dass sie in eine Jackentasche passten. So kann ich Momente festhalten, das besondere Licht bevor es regnet, die kalte Luft des Winters, die Hitze des Sommers in den Wäldern, ich kann Flüsse abbilden, Hügel und Höhenwege, die Seen von Radipole und Pallington. Das ist meine Lebensaufgabe, die niemals endet. Stephen Bithell
Barbara Kahlert und Oliver Thedieck laden mit Gitarre und Flöte zu einer spanisch-südamerikanischen Nacht ein. Hören Sie Tangos aus Argentinien, markante Rhythmen aus Puerto Rico und bekannte Melodien sowie Klassiker aus Brasilien. Barbara Kahlert und Oliver Thedieck präsentieren ein abwechslungsreiches Programm mit Werken von Piazzolla, Cordero, Machado und anderen Komponisten. Die Spielweise des Duos ist dabei „kompetent und authentisch“ (Süddeutsche Zeitung) und zeichnet sich aus durch einen „wundervollen Klang und perfekte Balance der beiden Instrumente“ (BRAVIO, Gitarrengesellschaft).
Der Schauspieler Ingo Klünder kommt am Freitag 10. Sept 2021, zu einer Dichterlesung in das Kunsthaus Michel. Beginn ist um 19.00 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Zum Thema „Erotik und Wein“, liest er unter anderem Werke von Oscar Wilde, Stefan Zweig, Frank Wedekind, Max Dauthendey, Kurt Tucholsky, Hermann Hesse, Berthold Brecht, Francois Villon, Erich Kästner und Johann Wolfgang von Goethe.
musikalisch begleitet von
„ZWEIPUNKTNULL“ steht für Steffi & Tom, eine Formation, die ihre Zuhörer in die Gefilde des Folk, Rock, Blues & Balladen, in Deutsch und Englisch, entführt. Die Stimmen der zwei Musiker harmonieren wunderbar miteinander und sorgen für die eine oder andere Gänsehaut.
Tom, der Gitarrist und Mann am Cajon und Steffi, mit Gesang und Percussion, sind auch „unplugged“ ein Ohrenschmaus!
Ingo Klünder steht seit über 40 Jahren auf der Bühne. Nach Schauspielstudium
am Max-Reinhardt-Institut in Berlin und Zusatzausbildung im Fach ,Musical‘, war
er in Berlin, Bern, Bonn, Bielefeld, Ingolstadt, Ulm, Coburg, Koblenz und
Würzburg engagiert. Erst im September 2017 wurde er als „Ehrenmitglied des
Stadttheaters Würzburg“ geehrt.
Paraderollen im Schauspiel sind Lord Leicester in „Maria Stuart“, George in
„Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, Kittel in „Ghetto“, Serge in „Kunst“,
Znorko in „Enigma“ und der Kontrabassist in „Der Kontrabass“.
Herausragende Musicalrollen Klünders waren Henry Higgins in „My Fair Lady“,
Mackie Messer in „Dreigroschenoper“, Don Quixote in „Mann von La Mancha“, Peron
in „Evita“, Georges in „La Cage aux Folles“ oder der Conferencier in „Cabaret“.
Bei seinen Ausflügen ins Genre Film arbeitete er unter
anderem mit Dieter Wedel und war in den Vorabend-Soaps „Unter uns“ (RTL) sowie
„Verbotene Liebe“ (ARD) zu sehen.
Ein Vortrag über Künstler aus dem mainfränkischen Raum ist ein weites
Feld und man könnte problemlos mehrere Tage darüber sprechen. Da ich den
zeitlichen Rahmen nicht sprengen möchte, habe ich das Thema zeitlich und
inhaltlich eingegrenzt. Ich habe mich auf drei Künstler des 20. Jahrhunderts
beschränkt, die meiner Meinung nach exemplarisch einen Teil der großen Vielfalt
des künstlerischen Schaffens in unserer Region widerspiegeln:
Albert Banska, Heiner Dikreiter und Joachim Schlotterbeck.
Albert Banska – Der Bescheidene
Banska war kein gebürtiger Würzburger, er kam am 12. April 1889 in
Fischbach in der Oberpfalz zur Welt. Ihn zog es schon früh in die Welt hinaus.
Nach seiner Lehre und kurzer Tätigkeit im keramischen Bereich, besuchte er ab
1910 die Königliche Kunstgewerbeschule in München. Dort unterwies ihn der
Schweizer Max Bucherer in der Kunst des Holzschnitts.
Ab 1911 reiste er durch Italien, besuchte wiederholt Neapel und die
Toskana, wohnte auch einige Zeit im schweizerischen Ascona und in einer Mühle
im Tessin. Er fand Inspiration in den vielfältigen Landschaften und
Naturschauspielen und durchlebte eine produktive, paradiesisch ungebundene
Zeit, die selbst die ständige Geldnot nicht trüben konnte.
Das Idyll endete als Banska eingezogen wurde und bis 1918 unfreiwillig
Soldat bleiben musste. In den letzten Kriegsmonaten verschlug es ihn nach
Würzburg und er lernte dort seine Frau Anna kennen. Mit ihr zusammen bezog er
eine Dachwohnung am Schmalzmarkt mit Blick auf den Marktplatz und die
Marienkapelle.
Diese Wohnung avancierte schnell zu einem Treffpunkt für Künstler und
Kunstinteressierte mit musealem Charakter. Banska arbeitete umgeben von alten
Büchern, Drucken, Volkskunst, aber auch zeitgenössischer Grafik.
Viele schätzten die gemütliche Atmosphäre sowie die Gespräche mit dem
überaus belesenen Künstler und genossen seine ruhige, besonnene Arbeitsweise.
1920 wurden seine Werke erstmals in Würzburg ausgestellt und fanden großen
Anklang.
Als großer Glücksfall erwies sich die Entscheidung der Banskas sich
zwischen Randersacker und Lindelberg anzusiedeln, denn so entkamen sie der
Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945.
Angeregt durch seine Auslandsaufenthalte erschuf er sich dort aus
riesigen Blöcken fränkischen Muschelkalks einen Steingarten – sein persönliches
Paradies.
Dort widmete er sich weiterhin intensiv der Technik des Holzschnittes
und entwickelte sein Können kontinuierlich weiter.
Stellte er in jungen Jahren noch überwiegend einfarbige Drucke her, so
perfektionierte er im Laufe seines Lebens die Kunst des Farbholzschnittes.
Im Unterschied zum gewöhnlichen Holzschnitt unterscheiden sich
Farbholzschnitte durch die Verwendung mehrerer Farben. Man fertigt dazu
entweder mehrere Platten an, die jeweils einer bestimmten Farbe zugeordnet sind
oder man nutzt nur eine Platte, auf der die Farben aufgetragen werden und
ineinander verlaufen können.
Dieser sogenannte Irisdruck ist die Königsklasse des Farbholzschnittes.
Banska beherrschte diesen meisterlich und verlieh seinen bevorzugten Sujets –
Landschaften und Naturstudien – ihre fast aquarellartige Wirkung.
Oft fühlt man sich dabei an Kunst aus dem asiatischen Raum erinnert und
dies ist sicher kein Zufall, den Banska interessierte sich Zeit seines Lebens
für die Kunst und Weisheiten Asiens.
Anlässlich seines 65. Geburtstages fand in der Städtischen Galerie
Würzburg eine Ausstellung zu Banskas Ehren statt, bei der deren Leiter Heiner
Dikreiter dem Künstler noch viele Jahre erfolgreichen Schaffens wünschte.
Dieser Wunsch erfüllte sich leider nicht und nur zwei Jahre später verstarb
Albert Banska am 20. Februar 1957 kurz vor seinem 68. Geburtstag.
Heinrich Dikreiter – Der Konservative
Im Gegensatz zu dem eher zurückgezogen lebenden Banska, stand Heiner
Dikreiter in der Öffentlichkeit und war neben seiner künstlerischen Tätigkeit
auch in vielen anderen Bereichen sehr aktiv.
Auch er war kein gebürtiger Würzburger, sondern kam am 28. Mai 1893 in
Ludwigshafen zur Welt. Später zog die Familie nach Altenburg in Thüringen und
Heinrich begann 1908 eine Lehre als Kaufmann. Parallel lernte er autodidaktisch
zeichnen und hielt sich zeitweise in Berlin und Regensburg auf. Dort stellte er
Zeichnungen aus und schrieb Gedichte. Er lebte von 40 Mark im Monat, die er bei
Kleinaufträgen einer Zeitung verdiente und den Brühwürfeln, die sein Dichterfreund
Georg Britting von zu Hause mitbrachte.
1913 zieht die Familie nach Würzburg, Dikreiter wird eingezogen und 1916
aufgrund mehrerer Verwundungen als dienstuntauglich entlassen. Mithilfe seiner
Kriegsrente finanzierte er bis 1918 sein Studium an der Akademie der Bildenden
Künste bei Professor Peter von Halm in München. Noch während seines Studiums
heiratete er die Kaufmannstochter Hannah Flurschütz.
In den folgenden Jahren gründete er die „Vereinigung unterfränkischer
Künstler und Kunsthandwerker“ kurz „VuKuK“ mit, unterrichtete an der Würzburger
Kunst- und Handwerkerschule Freihand- und Aktzeichnen und trat der „Hätzfelder
Flößerzunft“ bei, der er später über 40 Jahre bis zu seinem Tod auch vorsitzen
sollte.
Er organisierte Ausstellungen, unter anderem 1930 in der Schrannenhalle
mit dem „Fränkischen“ verbundenen Künstlern wie Max Slevogt, Hans und Ferdinand
Spiegel, Ernst Ludwig Kirchner, den Brüdern Schiestl und Emy Roeder. Darüber
hinaus war er journalistisch und schriftstellerisch tätig. Nach nur 7 Jahren
Ehe verstarb seine Frau 1924 und er heiratete 3 Jahre später die erst 19jährige
Fridl Landgraf
Bereits 1934 trat er der NSDAP bei, war Mitglied der
Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und der Reichskammer der bildenden
Künste, darüber hinaus fertigte er Illustrationen für das Frontmagazin „Unsere
Feldpost“ an.
1941 erhielt er den Auftrag die von der „VuKuK“ bereits seit den 1920er
Jahren geforderte Städtische Galerie aufzubauen. Dieser Aufbau einer Sammlung
mainfränkischer Kunst wurde von den Nationalsozialisten als „Anteil
Mainfrankens am großdeutschen Kunstschaffen“ ideologisiert. Dikreiter passte
sich während der Zeit des Nationalsozialismus an diese Ideologie an. Er kaufte
aus Nachlässen, bei Kunsthändlern und arbeitete dabei unter anderem mit der
Galerie Gurlitt zusammen. 1946 – noch vor seiner Entnazifizierung – wurde er
zum Direktor der Städtischen Galerie ernannt. 1952 wurde er in diesem Amt
offiziell bestätigt und blieb bis zu seinem Tod in dieser Position.
In nur wenigen Jahren vermochte Dikreiter durch seinen Spürsinn und sein
großes Netzwerk eine veritable Sammlung von Gemälden, Plastiken und Grafiken
von Kunstschaffenden, die in Mainfranken geboren, ansässig oder auch nur
vorübergehend agierten – und seinem persönlichen Geschmack entsprachen –
zusammenzutragen.
Bedauerlicherweise schätzte er auch nach dem Krieg noch Künstler, die
während des NS-Regimes große Popularität genossen und zum Teil auf Hitlers
„Gottbegnadeten-Liste“ standen. Darunter der Marktheidenfelder Hermann Gradl,
dessen Werke Dikreiter noch 1955 ausstellte und einen Teil seines Nachlasses
erhielt. Insgesamt kaufte Dikreiter bis zu seinem Tod um die 100 Gemälde, 2000
Grafiken und gut 60 Plastiken von Künstlern der NS-Zeit an. Werke des
Expressionismus oder des Blauen Reiters befand er hingegen nicht für
sammlungswürdig, obwohl beispielsweise Ernst Ludwig Kirchner, August Macke und
Franz Marc durchaus auch Verbindungen zum mainfränkischen Raum hatten.
Er nahm allerdings Kontakt zu Emy Roeder auf und erreichte, dass ihr
Nachlass nach Würzburg gelangte und so zumindest einige Arbeiten der Moderne
Einzug in die Sammlung hielten.
1948 gehörte er zu den Mitgründern der „Freunde Mainfränkischer Kunst
und Geschichte“ deren Ziele es waren – und immer noch sind – die Kunst und
Geschichte der näheren und weiteren Heimat zu erforschen, Verständnis für diese
zu wecken, Kulturdenkmäler zu schützen sowie lebende Künstler und
Wissenschaftler zu unterstützen.
1954 erschien sein Hauptwerk „Kunst und Künstler in Mainfranken“, das
Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit, in dem er akribisch 160 Biographien
zusammentrug, darunter auch wenig bekannte oder bedeutende Künstler. Vertreter
moderner und abstrakter Strömungen, sucht man auch darin vergebens.
Den Einzug der von ihm zusammengetragenen Sammlung in das
spätklassizistische Gebäude am Paradeplatz im Jahr 1970 sollte er nicht mehr
miterleben. Dikreiter stirbt bereits am 13. Mai 1966, sein Nachlass gelangt in
die Städtische Galerie.
Neben seinen vielen Ämtern, Vereinstätigkeiten und Forschungs- und
Lehrarbeiten war Dikreiter auch selbst zeitlebens künstlerisch tätig. Seine
bevorzugten Sujets waren Landschaft, Städtebilder und Porträts.
Er begann seinen künstlerischen Weg als Grafiker, geprägt durch den
späten Jugendstil, der zum Expressionismus überleiten sollte. Dikreiter
verfolgte aber weniger den ornamental-dekorativen Zug des Jugendstils, sondern
kultivierte einen vereinfachenden und kräftigen Ausdruck. Auch folgte er nicht
der Strömung hin zum Expressionismus, sondern wandte sich eher einer am
Naturvorbild orientierten realistischen Ausdrucksform mit Anleihen an den
Impressionismus zu. Im Gegensatz zum französischen Impressionismus bevorzugte
er eine eher gedämpfte Farbpalette aus Grau- und Erdtönen.
Er beschränkte sich auf das Wesentliche, verzichtete auf Überflüssiges,
um das Charakteristische und Unverwechselbare zu betonen. Aus diesen Gründen
war er als Karikaturist und Porträtist sehr erfolgreich. War Dikreiter anfänglich noch offen für
aktuelle Kunstentwicklungen, so schottete er sich zunehmend von modernen
Einflüssen ab.
Für ihn selbst war Kunst solides Handwerk: Beherrschung des Körpers, der
Zeichnung, innerste Berufung und unermüdlich harte Arbeit vor dem Modell. Er
wollte nie „richtungsnachahmend“ sein und war der Auffassung, dass die als
„altmodisch-bequem“ Verpönten im kleinen Finger mehr an Können haben, als ein
Dutzend „Abstrakter“ in allen ihren Händen. Er fühlte sich Künstlern verbunden,
die eine ähnliche an der menschlichen Figur oder der Natur orientierte Kunstauffassung
vertraten, wie beispielsweise Wilhelm Leibl und dessen Kreis.
Joachim Schlotterbeck – Der Kosmopolit
Der nächste Künstler steht in auffälligem Kontrast zu Heiner Dikreiter
und war alles andere als konservativ, traditionell oder rückwärts gewandt.
Joachim Schlotterbeck wurde am 12. August 1926 in Würzburg geboren. Er
entstammte einer kunstaffinen Familie: sein Vater sammelte Zinn und Fayencen,
seine Mutter Porzellan. In der Wohnung hingen zudem viele Bilder fränkischer
Künstler, unter anderem von Dikreiter. Er begann bereits mit 10 Jahren Käfer
und Mineralien zu sammeln. Das Sammeln sollte auch Zeit seines Lebens seine
Leidenschaft bleiben.
Versuche ihn beim Ballett unterzubringen scheiterten, da ihn die anderen
Kinder störten und er aufsässig und störrisch wurde. Auch der Geigenunterricht
war nicht von Erfolg gekrönt, da Schlotterbeck viel mehr an den Inhalt der
Vitrinen seines Geigenlehrers, als am Erlernen des Streichinstrumentes
interessiert war.
Mit 11 Jahren wurde er nach Marktbreit auf ein der Ideologie der
Nationalsozialisten sehr nahestehendes Internat geschickt. Sein Vater war der
Meinung, dass es dem Jungen an Disziplin fehle und die Großmutter ihn durch
ihre täglichen Cafébesuche mit Eis- und Tortenschlemmerei zu sehr verwöhne.
Schlotterbeck fühlte sich dort von Anfang an unwohl, vor allem den täglichen
Sportunterricht setzte ihm zu. Positiv empfand er hingegen den Zeichen- und
Malunterricht bei einem Lehrer, der die Nationalsozialisten ablehnte.
Anfangs kopierte er nur, z.B. Dürers Rasenstück, später malte er auch
Blumen nach der Natur. Diese sollten auch später eines seiner bevorzugten
Sujets bleiben. Leider sind diese Frühwerke 1945 alle verbrannt.
Mit 16 verließ er das Internat, schaffte es, der Hitlerjugend zu
entgehen, wurde aber mit 18 eingezogen. Allerdings „warf er das Gewehr weg“ und
wurde deshalb fast vor das Kriegsgericht gestellt. Genaueres war dazu nicht
herauszufinden, generell sprach er nicht gerne über dieses Vorkommnis.
1943 lernte Schlotterbeck bei einem Spaziergang zur Frankenwarte die
Malerin Gertraud von Rostosky kennen, wurde ihr Schüler und lebte später auch
auf ihrem „Gut zur Neuen Welt“. Fünf Jahre später stellte er erstmals im
Rathaus von Sommerhausen aus.
Auf Wunsch seines Vaters besuchte er anschließend von 1949 bis 1951 die
Akademie der Bildenden Künste in München. Er studierte bei den Professoren
Joseph Oberberger und Emil Preetorius Bühnenbild und Kostüm. Diese weckten auch
sein Interesse für Kunst aus dem ostasiatischen Raum.
Nach dem Tod Rostoskys 1959 lebte er noch ein Jahr auf ihrem Gut und
bekam anschließend von der Stadtverwaltung Räume im Falkenhof vermittelt.
1970 bot ihm die Stadt den dritten Stock des Falkenhauses als Domizil
an. Das Falkenhaus sollte daraufhin fast 30 Jahre seine Lebensmittelpunkt mit
musealem Charakter bleiben.
Laut eigener Aussage gab es nur drei Dinge, die er nicht sammelte:
Briefmarken, Münzen und Waffen. Ansonsten aber so ziemlich alles und zwar
kultur- und epochenübergreifend: Plastiken, altes Kunsthandwerk, Glaskugeln,
Ringe, Gemälde, afrikanische und asiatische Kunst, chinesisches Porzellan etc.
Die Grenzen zwischen „hoher“ und „niederer“ Kunst waren für ihn fließend,
ihm ging es nicht um herausragende Einzelstücke, sondern um eine vielfältige
Zusammenstellung unterschiedlicher künstlerischer Ausdrucksweisen. Man fand bei
ihm sowohl ganze Räume, die im Stil einer bestimmten Epoche eingerichtet waren,
etwa sein Napoleon-Zimmer mit einem Bett in dem der Korse angeblich eine Nacht
verbrachte, aber auch Arbeiten von Kleinmeistern, die nie überregional
bedeutend waren. Er sammelte aus Leidenschaft, weil er es liebte von schönen
Dingen umgeben zu leben. Darin und mit seiner Vorliebe für gutes Essen und
edlen Wein sowie extravaganter Kleidung drückte er zeitlebens seinen
kosmopolitischen und mondänen Lebensstil aus.
Da Würzburg laut eigener Aussage „halt so gar nicht mondän“ war, waren Reisen
und längere Auslandsaufenthalte für ihn essentiell. Von seinen Aufenthalten in
Libyen, Sri Lanka, Marokko und vielen anderen Ländern kehrte er doch immer
wieder gerne nach Würzburg zurück „um seine Sammlungen anzuschauen“, die er mit
seinen Reisemitbringseln stetig erweiterte.
Mindestens drei Monate im Jahr verbrachte er in Gesellschaft zahlreicher
Katzen in seinem Haus in Sizilien, in der Nähe von Taormina. Schlotterbeck
besaß nie einen Führerschein, aber durch seinen großen Freundeskreis fand er
immer bereitwillige Chaffeure, die in bei seinen Touren über Flohmärkte, zu
Antiquitätengeschäften und sogar zu seinem Feriendomizil in Italien fuhren.
Diese Fahrten gestalteten sich häufig abenteuerlich, da bei Hungergefühlen
Schlotterbecks egal zu welcher Uhrzeit unverzüglich Lokale aufzusuchen waren.
Darüber hinaus bestand er immer darauf, direkt bis vor die Tür seines Zieles
gefahren zu werden und nötigte dabei seine Fahrer, Verkehrsregeln bezüglich
Fußgängerzonen, Einbahnstraßen und Halteverboten mehr als großzügig zu
interpretieren bzw. gänzlich zu ignorieren. Seine Freigiebigkeit und sein
liebenswürdiges Wesen ließen diese Extravaganzen aber meist schnell wieder
vergessen.
Seine Lebensart spiegelte sich auch in seiner Kunst wider. Angeregt
durch Museumsbesuche entwickelte er bereits im Kindesalter künstlerische
Ambitionen und überraschte seine Eltern mit Kostümzeichnungen des Biedermeier.
Die Zeit des Barocks, des Rokoko und des 19. Jahrhunderts standen ihm
näher als die Gegenwart und sollten ihn sein ganzes Leben begeistern.
Nach dem Zeichenunterricht im Marktheidenfelder Internat begann er als
Jugendlicher viel mit Zeichenblock und Staffelei durch seine fränkische Heimat
zu streifen und seine Impressionen der dörflichen Kirchen, Stuben oder Ställe
festzuhalten. An seiner Lehrmeisterin Gertraud Rostosky faszinierte ihn nicht
nur deren künstlerische Lebensführung und weltoffenes Haus, sondern auch ihr
impressionistischer Stil und ihre feine Farbgebung.
Die zahlreichen Reisen in den Süden brachten Helligkeit in seine
Farbpalette und eine gewisse Flüchtigkeit in seine Formgebung. Generell
vermittelte Schlotterbeck nie den Eindruck, dass er um ein Motiv oder eine
Komposition kämpfen musste. Bevorzugt malte er Stillleben, Landschaften und
Porträts. Letztere entstanden aber nicht in langwierigen Sitzungen, sondern in
einer Art südländischen Beiläufigkeit.
Ähnlich verhält es sich mit seinen unzähligen Darstellungen von
Blumenarrangements: diese leben förmlich von der ihren freien Farben und
Formen, auch wenn die Farbgebung mit fortschreitendem Alter etwas verhaltener
werden sollte.
Schlotterbeck empfand großes Vergnügen immer wieder Neues
auszuprobieren.
So experimentierte er in den 1950er mit abstrakter Malerei und den
1960er und 1970er Jahren mit Collagen und Hinterglasbildern.
Sobald er allerdings den Eindruck hatte, dass ihm dabei das Besondere
und Charakteristische verloren ging, wandte er sich wieder anderen Dingen zu.
Neben seinen heiter-gelösten Zügen hatte er aber auch eine nachdenkliche
und in sich gekehrte Ader, die sich beispielsweise in seinem Buch „Morgen ist
auch noch ein Tag“ niederschlug. Darin versammelte er selbst erfundene
Geschichten und lokale Erzählungen aus der Süditalien, die häufig einen sehr
düsteren, teilweise morbiden Charakter haben (Giftmorde, unglückliche Lieben,
Geister etc.).
1998 bezog er ein Penthouse in der Plattnerstraße. Sieben Jahre später
blieb nach einem Schlaganfall eine Körperhälfte gelähmt, er wurde
pflegebedürftig und konnte weder malen noch nach Italien reisen. Am 16. März
2007 verstarb Joachim Schlotterbeck in seiner Würzburger Wohnung.
Abschließend kann man mit Sicherheit sagen, dass Schlotterbecks Wesen
und Kunst Würzburg bunter und um einige Anekdoten reicher gemacht hat.
Wie eingangs erwähnt wären Ausführungen über Kunstschaffende aus dem
mainfränkischen Raum noch beliebig erweiterbar etwa um Wolfgang Lenz, Curd
Lessig, Josef Versl, Bruno Braun, Rita Kuhn und viele andere.
Aus Zeitgründen ist das in diesem Rahmen heute leider nicht möglich.
Mit Martin Heberlein, Ulrike Schäfer und Hanns Peter Zwißler.
Foto: Thomas Stadler
Musik: Anton Mangold
liTrio, das sind eigentlich vier. Drei Autoren aus der Region und ein ausgezeichneter Musiker, der die Texte der Poeten musikalisch aufgreift. So unterschiedlich die Autoren auch sind – der stimmgewaltig erzählende Romancier Hanns Peter Zwißler, die eindringlich und geschliffen formulierende Prosaistin Ulrike Schäfer und der ironisch-freche Lyriker Martin Heberlein –, seit elf Jahren gelingt es der Künstlergruppe, ein vielfältiges, in sich stimmiges und höchst kurzweiliges Programm auf die Bühne zu bringen.
Martin Heberlein fügt als Moderator die neuesten Texte der Poeten zu einem abwechslungsreichen und zugleich in sich geschlossenen literarisch-musikalischen Abend. Komplettiert werden die Autoren durch den Jazz-Saxophonisten Anton Mangold.
liTrio wird gefördert von der Stadt Würzburg, der Sparkasse Würzburg, dem Bezirk Unterfranken und dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
“Selig, wer nichts erwartet von Deutschland” Der Briefwechsel von Thomas Mann und Max Mohr 1933 – 1937 Szenische Lesung mit Rainer Appel und Daniel Osthoff
Der Schauspieler, Sprecher, Regisseur und Kulturmanager Rainer Appel wurde vor langer Zeit in Ingolstadt geboren, um dann in Bremen aufzuwachsen. Es zog ihn schon als Dreijährigen zum Schauspielen. Seine Eltern wollten aber – wie alle guten Eltern -, dass er was „G´scheit´s“ lernt. So war seine erste große Hauptrolle: Ein BWL-Student in München. Daneben verfolgte er den Weg zur Bühne mit kräftigen Schritten, wurde Schauspieler, Sprecher…siehe oben.
Nach Engagements in München, Darmstadt, Mannheim, Esslingen wurde er 1985 ans Mainfranken Theater in Würzburg engagiert. Hier spielte er bis 1989 zahlreiche Rollen in Schauspiel- und Musicalproduktionen. Nach dem „Fall der Mauer“ wollte er unbedingt ins Land der Zweitakter, denn er ist begeisterter Oldtimer-Liebhaber. Zwei Jahre lang erlebte er aktiv am Mecklenburger Landestheater als Künstlerischer Betriebsdirektor das „Zusammenwachsen“ der beiden deutschen Hälften. Als die Hoffnungen zerbröselten, kam er zurück nach Würzburg. Ab 1993 war er freischaffend und begeistert u.a. dabei, wie am Theater Am Neunerplatz legandäre Produktionen entstanden. In der Krimi-Serie „Traube, bitte kommen“ wurde „Erwin Pelzig“ geboren, und die Schützenhof-Sommer-Festspiele nahmen ihren Lauf. Ab 1999 bis Sommer 2013 spielte er auch am Mainfranken Theater und ist jetzt wieder frei unterwegs.
… was treibt einen glücklichen Familienvater dazu, sich von der Alten Mainbrücke in Würzburg zu stürzen? Bei dem angeblichen Selbstmord des Datenschützers stoßen Oberkommissarin Victoria Stahl und ihr neuer Partner Daniel Freund schnell auf Ungereimtheiten. Kurz darauf erhält die Journalistin Susanne Riehl eine anonyme Mail: Die selbst ernannten „Wächter“ bekennen sich zu dem Mord. Als wenig später ein Pharmavertreter vergiftet wird, geraten die Ermittler unter Hochdruck. Doch dann macht Victoria eine beunruhigende Entdeckung, die den Fall in einem völlig neuem Licht erscheinen lässt …
Kirsten Nähle liest am 23.07.2021 um 19 Uhr im schönsten Innenhof Würzburg, im Kunsthaus Michel aus ihrem Debütroman „Zwölf Sünden“. Ihre Wahlheimat Würzburg hat sie zu dem Krimimalroman inspiriert. Entsprechend führt uns die Autorin an bekannte Schauplätze und zu mehr als einem mysteriösen Mord. Besonderheiten von „Zwölf Sünden“ sind eine rasante Handlung, authentische Figuren und aktuelle Themen.