Ausstellungseröffnung 24.Januar 2020 19.00 Uhr
zugegeben, bis vor wenigen
jahren kannte michael blümel den schriftsteller jehuda amichai lediglich
aufgrund der lektüre einiger seiner gedichte sowie seiner lebens-daten bzw.
biographischen ereignisse – ergo marginal. dies änderte sich 2017 aufgrund der
in diesem jahr angekündigten lesungs- u. veranstaltungsreihe „würzburg liest
ein buch“, die jehuda amichai, einem sohn der stadt würzburg, im
darauffolgendem jahr einmal mehr ehrte.
jehuda amichai (eigentlich
ludwig pfeuffer) geboren 1924 in würzburg, war ein deutsch-israelischer
lyriker. er gilt als einer der meistgelesenen und bedeutendsten modernen
israelischen dichter und war einer der ersten, die in umgangssprachlichem
hebräisch schrieben.
1935 wanderte jehuda amichai
mit seiner familie nach palästina aus. dort wählte er nach dem holocaust im
jahre 1946 den neuen namen, der bedeutet: „mein volk lebt”.
die im kunsthaus michel
erstmals präsentierten werke (linol- u. vinylschnitte, mischtechniken,
unikatbücher sowie acrylbilder) gehören zu einem umfangreichen bilderzyklus, an
dem michael blümel seit dem jahr 2017 parallel arbeitet. diese werke entstanden
nach zahlreichen gedichten und erzählungen amichais, sowie seinem roman „nicht
von jetzt, nicht von hier“ (erstmals erschienen 1963 in israel und 1992 ins
deutsche übersetzt) der abwechselnd in israel und „weinberg“ (würzburg) spielt.
darin verarbeitet j. amichai seine würzburger jugend, die verbrechen und
gräueltaten der nationalsozialisten sowie die dortige nachkriegszeit. erst im
jahr 1958 besuchte jehuda amichai erstmals seine heimatstadt.
1981 erhielt j. amichai den
kulturpreis der stadt würzburg
und 1982 den israel-preis für
seine verdienste um die modernisierung der hebräischen lyrik.
er starb im jahr 2000 in israel.
im Jahr 2005 benannte jehuda
amichais geburtstadt würzburg eine straße nach dem dichter.
wer
neugierig geworden sein sollte: j. amichais gedichte, erzählungen sowie sein
roman, sind in buchform entweder antiquarisch oder im gegenwärtigen buchhandel
erhältlich.
die arbeitsweise- u.
arbeitsschwerpunkte des künstlers michael blümel sind oftmals sehr stark mit
literarischen quellen verbunden. schon im alter von 13 jahren illustrierte der
bis heute leidenschaftliche leser bücher wie, z.b. künstlerbiographien van
goghs, leonardo da vincis, michelangelos, usw.. und noch weit vor beginn seines
studiums widmete sich blümel vielen internationalen klassikern, darunter
befanden sich victor hugo, rimbaud, goethe, schiller, hölderlin, u.a.m.
michael blümel arbeitet
vorwiegend mit herkömmlichen techniken und materialien, dennoch brechen
experimentelle momente durch, wo der künstler den betrachter aufgrund
annähender chaotischer und unruhiger strukturen zunächst einmal zu irritieren
versucht. „mich reizt es nicht ein bild nach 3 sekunden zu entschlüsseln“, sagt
blümel. und so ist es auch, dem geduldigen und aufmerksamen betrachter
entschlüsseln sich die werke stück für stück.
der künstler arbeitet sehr
eruptiv, tanzend, beschwingt, doch dies soll keineswegs über das vorweg
konzentrierte, intensive eintauchen der gelesenen und geradezu aufgesogenen
texte hinwegtäuschen. was michael blümel besonders reizt ist das
spannungsspektrum zwischen 1:1-wiedergegebenen szenen und den weitest
entfernten interpretationen, „den ureigensten empfindungen, die sich mir
während der lektüre offenbaren“.
in der regel beschäftigt sich
der künstler – sofern ihm der/die schriftsteller/in zuvor unbekannt ist,
zunächst mit der biographie bzw. den lebensumständen, dann
peu à peu mit dem werk um
danach in 3-4 schritten voranzuschreiten, manchmal auch vorzutasten. der erste
schritt sind skizzen oder schon ausgearbeitete zeichnungen, die blümel mitunter
direkt in die im buchhandel oder antiquarisch erhältlichen bücher einfügt, ohne
rücksicht auf textseiten. auf diese weise entstanden bisher über 400 derartiger
„unikatbücher“, so auch während der arbeit nach und über jehuda amichai. der
zweite schritt umfasst mischtechniken, wobei das zeichenmaterial tusche gerne
dominiert. der dritte schritt wird malerisch vollzogen und der vierte schritt
beinhaltet drucktechnische umsetzungen.
all
diese schritte wurden auch bei der bearbeitung von jehuda amichais werken
intensiv angewendet.
ferner tritt blümel seit vielen
jahren während lesungen, konzerte, (buch)messen, symposien, etc. als
live-aktionszeichner- u. maler in erscheinung, dabei kommt ihm die eruptive
arbeitsweise sehr entgegen. die bisherige resonanz ist ausgesprochen positiv.
im rahmen der vernissage wird
michael blümel nach vorgetragenen gedichten von jehuda amichai live zeichnen.
vita:
1967 geboren in bad
mergentheim,
studium der philosophie und
kunstgeschichte in mannheim und freiburg i. brsg..
studium: grafikdesign/visuelle
kommunikation/illustration und buchgestaltung
an der hochschule für kunst und
design, freiburg i.brsg.
1996 diplomabschluss als
grafikdesigner, illustrator und buchgestalter;
abschlussarbeit für den
suhrkamp verlag (gesamtgestaltung und illustration der
damaligen gesamtwerke der
schriftsteller peter handke und thomas bernhard).
seit
1996 freischaffend tätig als künstler und dozent für: verlage, autoren, museen,
kommunen, dienstleister,
unternehmen, stiftungen, vereine, staatliche- u. private schulen, usw..
lebt in bad mergentheim und
zeitweise in südfrankreich.
zahlreiche werke befinden sich
in internationalen öffentlichen- u. privaten sammlungen und museen:
–
kunstsammlungen reinhold würth
–
schiller-nationalmuseum und literaturmuseum der moderne, marbach a.n.
–
james joyce foundation, dublin
–
deutschordensmuseum, bad mergentheim
–
kunstsammlungen der sparkassen leipzig, dresden und berlin
–
kleist-museum, frankfurt(oder)
–
franz kafka-gesellschaft
–
annette von droste-gesellschaft e.v., münster
– sammlung ourcival, toulouse, cahors
–
u.v.a.m.
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